Manchmal ist Erinnerung versteckt zwischen Plattenbauten und Flieder. Das Gelände des ehemaligen Frauengefängnisses Barnimstraße ist heute kaum sichtbar. Blaue Markierungen auf dem Trottoir machen den Weg lesbar: Sie führen Passant·innen vom Alexanderplatz zum Gedenkort und verankern Geschichte dauerhaft im Stadtraum.
Mehr als hundert Jahre lang war die Barnimstraße das zentrale Berliner Frauengefängnis. Seit 2015 eröffnet eine mehrschichtige Audio-Inszenierung den Zugang zu den Wahrnehmungs- und Gedankenwelten der inhaftierten Frauen – und zu einem Gebäude, das nicht mehr existiert. 1974 abgerissen, war dieser Ort aus dem öffentlichen Bewusstsein nahezu verschwunden.
Unsere gestalterische Arbeit übersetzt diese Unsichtbarkeit in Orientierung. Die großflächigen Bodenmarkierungen verbinden Stadtraum und Ausstellungsort, Alltag und Erinnerung. In die Fahrbahn eingeschrieben sind Textausschnitte aus Gesprächen der Hörinstallation: Fragmente von Stimmen, die den Weg begleiten, irritieren, innehalten lassen. So entsteht ein grafischer Rahmen, der Geschichte nicht erklärt, sondern erfahrbar macht.
Die Barnimstraße steht für unterschiedliche Epochen und Gewaltverhältnisse: In der Kaiserzeit wurden hier unter anderem Prostituierte und Frauen nach Schwangerschaftsabbrüchen inhaftiert. Im Nationalsozialismus warteten über dreihundert politische Gefangene auf die Vollstreckung der Todesstrafe. Nach 1945 saßen Frauen wegen ihrer NS-Vergangenheit ein, in der DDR wegen Republikflucht. Diese Brüche und Kontinuitäten schwingen mit.
Beauftragt von Land und Bezirk schuf der Künstler christoph mayer chm. die Hör-Inszenierung für diesen Ort. Unsere Gestaltung begleitet sie im Stadtraum: als dauerhafte Spur, als Einladung zur Aufmerksamkeit, als sichtbare Erinnerung dort, wo Geschichte lange verborgen war.
Neben diesen Projekten gestalten wir noch eine ganze Reihe weiterer Vorhaben in der Erinnerungsarbeit.
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